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Dr. Bozena Anna Badura

  

BaduraDr. Bozena Anna Badura

Essen/ Deutschland

Ausbildung

Studierte Germanistik, Deutsch als Fremdsprache und BWL. Sie unterrichtet Deutsch als Fremdsprache im IBZ e.V. an der Universität Duisburg-Essen. Zuvor war sie als Teaching Assistant an der University of Virginia (USA) tätig. 2013 schloss sie ihre Promotion an der Universität Mannheim zur Funktion des Wahnsinns in der deutschen Literatur des frühen 19. Jahrhunderts ab.

Sie ist Mitbegründerin des »Forums Literatur und Psychoanalyse«. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Erzähltheorie, Literatur und Psychoanalyse, interkulturelle Literaturwissenschaft, Gegenwartsliteratur sowie Johann Wolfgang von Goethe. Ausgewählte Publikationen: Superbia – Hochmut und Stolz in Kultur und Literatur (Hg.) (Psychosozial-Verlag 2014); Ira – Wut und Zorn in Kultur und Literatur (Hg.) (Psychosozial-Verlag 2013).

   

Keynote

„Normalisierter Wahnsinn? Aspekte des Wahnsinns im Roman des frühen 19. Jahrhunderts“

Kaum ein anderes Phänomen hat die Menschheit so stark geprägt wie der Wahnsinn. Er ist seit dem Ursprung der Menschheitsgeschichte ein fester Bestandteil der Kultur, Literatur, Philosophie und Medizin. Trotz dieser Allgegenwärtigkeit hat er nichts von seiner magischen Aura verloren. Der Wahnsinn polarisiert. Er erschreckt und fasziniert, teilt und verbindet zugleich.

Ebenso oszillierte seine kulturgeschichtliche, sowohl synchronische als auch diachronische Wahrnehmung zwischen zwei Extremen bedingungsloser Glorifikation und grundsätzlicher Ablehnung. Eben zwischen zwei solchen antagonistischen Positionen steht die gewählte Untersuchungsperiode. Denn während der Wahnsinn in der Epoche der Aufklärung als Gegenbegriff der Vernunft negativ besetzt wurde, erreichte er Ende des 19. Jahrhunderts mit der Neurasthenie als Modekrankheit (Hörisch 2006) einen Kultstatus.

In Nietzsches Also sprach Zarathustra (1883) wird der Wahnsinn sogar sakralisiert und tritt anstelle des Gottes als die Bedingung der Erhöhung zum Übermenschen: »Wo ist der Wahnsinn, mit dem ihr geimpft werden müsstet? Seht, ich lehre euch den Übermenschen: der ist dieser Blitz, der ist dieser Wahnsinn!« (Nietzsche 1968). Auch die Literatur wird durch eine Faszination für den Wahnsinn dominiert, deren Ausdruck seine Wiederkehr bei vielen Protagonisten ist. Es genügt schon, an Figuren wie Achill, Hamlet oder Gretchen zu erinnern, um die Intensität, mit welcher sich die schöne Literatur vom Wahnsinn hat inspirieren lassen, zu erkennen.

Doch bevor der Wahnsinn im Expressionismus auf der Textoberfläche offenkundig z.B. als »rauschhafte Glückserfahrung« (Anz 2006) gepriesen werden konnte, musste er auf- und umwertet werden. Der Vortrag zeichnet eben die letzte semantische Verschiebung hin zur positiven Bewertung des Wahnsinns in der Literatur nach. Im Zentrum der Analyse stehen Figuren aus Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre, Eichendorffs Ahnung und Gegenwart, Hoffmanns Elixiere des Teufels und Mörikes Maler Nolten, die eine Affinität zum Wahnsinn aufweisen.

 

 

 

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